Umso mehr Kassenzettel und Fahrscheine werden darauf gedruckt. Im menschlichen Körper wirkt Bisphenol-A wie Östrogen, das weibliche Sexualhormon. Laut diverser Studienergebnisse könne BPA bereits in geringen Mengen das Hormonsystem stören. Es könnte zu Prostata- und Brustkrebs, Diabetes-Typ-2, Unfruchtbarkeit und Übergewicht führen. In Deutschland verzichten zwar viele Unternehmen schon auf Bisphenol A-haltiges Thermopapier, zum Exempel Rewe, Edeka, Aldi und dm. Eine Stichprobe des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) von 2016 hat allerdings ergeben, dass 14 von 19 getesteten Kassenzetteln Bisphenol A enthielten. Unser PDF-Ratgeber erklären Ihnen, wie Krebs entsteht und wie Ihr Immunsystem sich schützen kann. Plus: die 770 Top-Ärzte und -Kliniken. Doch freiäugig hat sich nix mit zu erkennen, welche Kassenzettel oder Fahrscheine Bisphenol enthalten. Bis 2020 soll es ein EU-weites Verbot für Bisphenol in Thermopapier geben. Bis es soweit ist, sollten Sie längeren Kontakt mit Kassenzetteln meiden oder ganz darauf verzichten. Kassenzettel oder Fahrscheine sollten Sie nicht im Altpapier, sondern im Restmüll entsorgen. Sonst könnte sich Bisphenol in Recycling-Papierprodukten befinden. Außerdem kann sich Bisphenol A in Plastikbehältern und der Innenseite von Konserven befinden. Das Umweltbundesamt rät deshalb auf Glasbehälter umzusteigen.
Bisphenol A – die Industriechemikalie
Die Industriechemikalie, von welcher jährlich weltweit Millionen Tonnen produziert werden, ist in europa und den USA im Urin der meisten Menschen nachweisbar. Zu den weltweit größten Herstellern gehört der deutsche Chemieriese Bayer sowie die US-Konzerne Dow Chemicals und Hexion, aber auch Nan Ya Plastics und Chang Chun Plastics, beide aus Taiwan. Eine überraschende Stellungnahme – oder eine veraltete. Forscher vermuten, dass BPA auf Enzyme einwirkt, welches das Ablesen von Genen regulieren. Bereits nachgewiesen wurde in Studien in den USA, dass die allgegenwärtige Plastikchemikalie Männer unfruchtbar macht. Nachgewiesen ist auch, dass der Stoff bereits im Mutterleib in die Hirnentwicklung noch ungeborener Kinder greift, so Ergebnisse einer Untersuchung der Nationalen Akademie der Wissenschaften der USA. Neben vielen anderen Studien wiesen etwa auch Wissenschaftler der amerikanischen Columbia University bei Tieren die massiven schädlichen Auswirkungen auf Fortpflanzung und Erbmaterial nach. Laut der deutschen Umweltorganisation B.U.N.D. Bisphenol A zu den hormonellen Schadstoffen, die bereits in winzigen Mengen in den menschlichen Hormonhaushalt eingreifen können. Laut der Umweltschutzorganisation Global 2000 wird BPA ferner in Verbindung gebracht die Fehlbildung der Geschlechtsorgane, mit Lernstörungen bei Kindern und hormonell bedingten Krebsarten wie Hoden-, Prostata- oder Brustkrebs. Während BPA in der Innenbeschichtung bei praktisch allen Bierdosen und Konservendosen in europa verarbeitet ist, ist hier ein Verbot nicht in Sicht. In den USA hat die Gesundheitsbehörde des Landes zumindest eine Empfehlung ausgesprochen, Konserven ohne BPA zu produzieren. Einzig Japan zeigt, dass es anders geht: Dort hat die Industrie auf Warnungen der Gesundheitsbehörde reagiert und bietet seit 20 Jahren BPA-freie Konserven an. Nachdem Dänemark und Frankreich bereits vor Jahren die Substanz in Babyflaschen verboten haben, folgte die EU mit einem Verbot in allen Mitgliedsstaaten. Seither dürfen europäisch Babyflaschen, die PBA enthalten, nimmer über den Ladentisch gehen.
Eine weitere Änderung betrifft die Verwendung von Thermopapieren als Bonpapier oder Thermodirektetiketten
Hieß es im Februar 2016 noch, dass der Hautkontakt mit Thermopapieren und dem durch Hitze herausgelösten BPA ungefährlich sei, änderte sich das im selben Jahr noch. Studien aus dem Oktober 2016 konnten Auswirkungen des dermalen Kontakts mit vorher erhitztem Thermopapier auf das Immunsystem von Tieren nachweisen. Zwar ist die Wirkung auf den Menschen auch hier nicht zweifelsfrei nachvollziehbar – Die europäische Chemieagentur legte der zuständigen EU-Kommission trotzdem den Vorschlag eines kompletten Verbots vor, der Ende 2016 angenommen wurde. Das Verbot gilt bereits seit Anfang 2017, wir befinden uns momentan aber noch in der eingeräumten Übergangsphase. Am 01.01.2020 tritt die REACH Verordnung EU2016/2235 in Kraft und beschränkt den BPA-Anteil in Thermopapieren auf unter 0,02%, was praktisch einem kompletten Verbot gleichkommt. So darf bei der Herstellung von Thermopapier kein BPA mehr hinzugefügt werden – der geringe Anteil aus zugefügtem Recyclingpapier ist aber noch zugelassen.
Bündnisgrüne Verbraucherschutzminister aus Nordrhein-Westfalen, Hessen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein fordern deren Bundesregierung ein generelles Verbot der umstrittenen Substanz Bisphenol A (BPA) in Lebensmittelverpackungen. Bei der Verbraucherschutzministerkonferenz kommende Woche in Osnabrück wollen sie einen entsprechenden Antrag stellen. “Bisphenol A ist eine unsichtbare Gefahr und kann krank machen”, sagte NRW-Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (Grüne) der “Rheinischen Post”. “Wir fordern die Bundesregierung deshalb auf, als ersten Schritt Bisphenol A für Produkte, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, zu verbieten”, so der Grünen-Politiker. Unzertrennlich zweiten Schritt brauche es eine bundesweite Minimierungsstrategie, damit BPA auch im Thermopapier von Kassenbons und in anderen Alltagsgegenständen verboten wird. “Wir können nicht ausschließen, dass der Stoff auch in sehr geringen Mengen nicht nachweisbar freigesetzt wird und Menschen krank macht”, sagte Remmel der Zeitung. Wegen des hormonähnlichen Wirkpotenzials von BPA solle aus grundsätzlichen Erwägungen ein Verbot von BPA in Lebensmittelkontaktmaterialien angestrebt werden, heißt es in dem Antrag der vier grünen Verbraucherschutzminister, der der “Rheinischen Post” vorliegt.
Sie geht davon aus, dass eine lebenslange tägliche Aufnahme von 0,05 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht unbedenklich ist. Das Umweltbundesamt warnte hingegen vor erhöhten Belastungen und empfahl den Herstellern Mitte 2010, vorsorglich auf alternative Stoffe umzusteigen. Vor zwei Jahren hatte ein UBA-Forscher den EU-Grenzwert als zu hoch bezeichnet. Die Behörde fühlt sich der Vorsorge verpflichtet und natürlich als ein „Frühwarnsystem“, das auch bei Belastungen unterhalb von Grenzwerten vor möglichen zukünftigen Beeinträchtigungen warnt, sie bewertet und praktikable Lösungen vorschlägt. Obwohl schlechthin nicht für die Bewertung von Gefahren in Gebrauchsgegenständen zuständig, wurden die Empfehlungen des UBA vor Bisphenol-A-Belastungen auch darauf bezogen. Das hat wohl für Irritationen gesorgt“, sagt Christiane Markard, Leiterin des Fachbereichs für Gesundheitlichen Umweltschutz am UBA. Derzeit arbeiten beide Behörden an einer gemeinsamen Beurteilung. Derweil schuf die EU mit ihrem Verbot in den Babyflaschen Fakten. Umweltverbänden wie dem BUND geht dies jedoch nicht weit genug, Kinder seien besonders gefährdet, die Belastung beginne schon im Mutterleib. Daher sollte die Chemikalie auch für alle Anwendungen verboten werden, die Kinder und Schwangere belasten könnten. Nachdem Dänemark mit seinem Verbot vorgeprescht war, wurde die EFSA von der EU-Kommission damit beauftragt zu prüfen, wie viel der Chemikalie ein Mensch ohne Gefahr täglich machen kann.